Aus einer Info-Broschüre der BVG von 1992
„Eine Übersicht der Aktivitäten“
Zielsetzung der Verkehrserziehung
Kinder sind die Fahrgäste von morgen! Es liegt deshalb nahe, sich intensiv um diese Gruppe zu kümmern. Außerdem gehören Kinder zu den besonders gefährdeten Verkehrsteilnehmern - sowohl im Straßenverkehr als auch bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
Fast jeder vierte Fahrgast ist Schüler oder Auszubildender! Der "Schülerverkehr" hat in Berlin einen Anteil von etwa 24% an den beförderten Personen. Zudem bauen sich zwischen Kindern bzw. Jugendlichen und unserem Fahrpersonal sowie anderen Fahrgästen häufig Konflikte auf.
Zur Erkundung der speziellen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen sowie um darüber hinaus Einstellung und Verhaltensweisen zu verbessern, aber auch um ihnen den öffentlichen Nahverkehr schmackhaft zu machen, hat die BVG zielgruppenspezifische Verkehrserziehungsprogramme entwickelt und den Berliner Schulen kostenlos Unterrichtsmaterialien bereitgestellt.
Unterrichtsmaterialien für Lehrer und Kinder
Anfang der 80er Jahre entstanden auf Anregung des Verbandes Öffentlicher Verkehrsbetriebe (VÖV) die ersten Materialien zum Thema "Schüler in Bussen und Bahnen" im Klett Verlag für Wirtschaftsund Bildungsservice.
Die ersten Bausteine waren die Klassensätze „Wenn Busse denken könnten“ für das 3, und 4, Schuljahr sowie „Rund um Bahn und Bus" für das 5, und 6, Schuljahr.
Beide Klassensätze bestehen jeweils aus 25 bunt illustrierten Schülerheften, einem Lehrerbegleitheft und 5 Overheadfolien. Die Unterrichtsmaterialien sind als eine Art Themenspirale entwickelt. d, h" dieselben Problemkreise werden - jeweils altersspezifisch aufbereitet - in jedem Baustein wieder aufgegriffen, Themenschwerpunkte sind:
- Konfliktenstehung und -vermeidung im öffentlichen Nahverkehr,
- Aufgaben und Belastungen des Omnibusfahrers,
- Das Problem "Schwarzfahren",
- Vandalismus - mutwillige Zerstörungen bei Fahrzeugen und Anlagen.
Seit 1986 werden die Klassensätze kostenlos an Berliner Schulen abgegeben.
"BVG - Dein Partner auf dem Schulweg" ist der Titel unserer VHS-Videoskassette und eines Lehrerbegleitheftes mit6 Overheadfolien, in denen wir Folgen bestimmter Verhaltensweisen aufzeigen und Probleme und Maßnahmen für Schüler der 7, bis 10, Schuljahre transparent machen, Der Videofilm ist 33 Minuten lang und enthält fünf kurze Filmsequenzen:
Probleme 10 Minuten
Zerstörungen 5 Minuten
Folgen 4 Minuten
Verspätungen 3 Minuten
Unsere Bemühungen um Verständnis und
Gemeinsamkeit 11 Minuten
Die Gefahren im Haltestellenbereich, hohe finanzielle Belastungen durch mutwillige Zerstörungen, aber auch die Ursachen für Verspätungen werden dargestellt.
Das Lehrerbegleitheft bietet ein variables Unterrichtskonzept und fundierte Informationen,
Alle Fachberater für Verkehrserziehung an den Berliner Schulen wurden mit Videokassetten und Lehrerbegleitheften ausgestattet, so daß insgesamt 42 Kassetten und 1000 Hefte verteilt wurden, Zusätzlich erhielt die Landesbildsteilt Berlin 10 Videos zum Verleihen,
BVG- Verkehrserziehungsprogramme:
PRAXISTAG BUS, PRAXISTAG BAHN und PRAXISTAG "Partner BVG"
Ein bunter umgebauter Doppeldecker-Bus ist unsere BVG-Bus-Schule, die nach Vereinbarung zu den Kindertagesstätten bzw. Grundschulen fährt.
Das Programm PRAXISTAG BUS ist ein 2stündiger Verkehrsunterricht für Kinder der Vorschule, 1, und 2, Schuljahre, Die Kinder werden von BVG-Verkehrserziehern durch unmittelbare Anschauung und eigenes Ausprobieren in spielerischer Form mit der Benutzung von Omnibussen vertraut gemacht.
Im stehenden Bus zuerst Kennenlernen der Bus-Einrichtungen, wie Entwerter, Signalknöpfe, Hinweise und Anzeigen sowie Haltestangen und Griffe; Üben des sicheren Ein- und Aussteigens; Hinweis auf Vandalismusschäden ; Der Omnibusfahrer als Ansprechpartner.
An der Haltestelle und im fahrenden Bus praktische Demonstrationen, wie Verhalten während der Fahrt, Festhalten beim Bremsen und Sicherheitsabstand zur Bordsteinkante an der Haltestelle.
Auf diese Weise werden einerseits Ängste abgebaut und sichere Verhaltensweisen vermittelt, andererseits Gefahrensituationen bewußt gemacht und Unfällen vorgebeugt.
Das Programm PRAXISTAG BAHN wird auf dem U-Bahnhof Uhlandstraße für Kinder der 2. und 3. Schuljahre in rund 90 Minuten durchgeführt.
Mit der gleichen Zielsetzung wie beim PRAXISTAG BUS werden die Kinder von den BVG-Verkehrserziehern in spielerischer Form mit der Benutzung von U-Bahn und S-Bahn vertraut gemacht.
Auf dem U-Bahnhof Kennenlernen der Bahnhofseinrichtungen, wie Entwerter, Fahrscheinautomat und Fahrtrichtungsanzeiger; Sicheres Verhalten auf dem Bahnsteig; Hinweis auf Vandalismusschäden; Der Zugabfertiger als Ansprechpartner.
Im stehenden und fahrenden U-Bahnzug praktische Demonstrationen, wie Verhalten während der Fahrt, Festhalten beim Bremsen und sicheres Einund Aussteigen.
Die beiden BVG-Verkehrserziehungsprogramme PRAXISTAG BUS und PRAXISTAG BAHN haben sich in der Durchführung bewährt und können die große Nachfrage bei Kindertagesstätten und Grundschulen kaum bewältigen.
Das Programm PRAXISTAG "Partner BVG" für Kinder und Jugendliche in der Oberschule (7-10. Schuljahr) nimmt Bezug auf aktuelle Ereignisse, Fragen und Probleme, die sowohl für die Jugendlichen als auch für die BVG von besonderem Interesse sind.
Gegenwärtig erhalten die Jugendlichen Einblick in den für die Wartung und Pflege der Fahrzeuge notwendigen personellen und technischen Aufwand und werden konfrontiert mit den von ihrer Altersgruppe verursachten Vandalismusschäden an Fahrzeugen der BVG.
Ziel des Programms ist die Sensibilisierung der Jugendlichen für das Problem
des Vandalismus im öffentlichen Personennahverkehr und der Abbau von Spannungen zwischen Jugendlichen und BVGPersonal.
Zusammenfassung
Aus dem im September 1987 gestarteten Pilotprojekt ist der Bereich BVG-Verkehrserziehung innerhalb unserer Hauptabteilung Berufliche Bildung und Soziales geworden.
Die BVG-Verkehrserziehung hat sich als fester Bestandteil der schulischen Verkehrserziehung in Berlin etabliert und wird vom Landeselternausschuß sowie den zuständigen Senatsverwaltungen begrüßt und anerkannt. Untersuchungen zeigen, daß Kinder, die an Verkehrserziehungsprogrammen der BVG teilgenommen haben, sich bedeutend sicherer und selbstbewußter in den Verkehrsmitteln verhalten und ihre Einstellung gegenüber dem Fahrpersonal und den Betriebseinrichtungen positiv beeinflußt wird.